ChronikDamals

DAMALS: Ungeschminkte Burgheimer Wahrheit

Dauerprogramm im „Derblecken“ – Selbst Hochwürden kam dran

Burgheim (mr) Gebe es keine Burgheimer Narrensitzung, was ginge doch da alles an ausgelassenem Übermut verloren. Das war ja schon ein regelrechter „Emotionssturm“, den die zehn Damen und vier Burschen beim „Lachenden Burgheimer-Abend“ auf die Bühne des Brucklachner-Saalses zauberten.

Zweieinhalb Stunden Dauerprogramm mit einem ganzen Sack voller Pointen, Witze und Anekdoten, da hielt es die rund 300 Besucher am vergangenen Samstag nur noch schwerlich auf ihren Sitzen. Selbst Hochwürden wußte die überschäumende Lebensfreude zu genießen, wenngleich – und dies sollte eben auch nicht verschwiegen werden – ihm die Witze über den Zölibat und den Aidsspalt sowie die „Reitschulklamotten“ aber doch etwas peinlich gewesen sein mögen.

Ansonsten blieb alles oberhalb der Gürtellinie. Und überhaupt, wer will es Narren schon verdenken, wenn sie ungeschminkt die Wahrheit sagen. So erfuhr auch die fünfte Jahreszeit im Markt Burgheim mit der in Szene gesetzten Gaudi ihren Höhepunkt. Die Narrensitzung war wieder einmal zu einem echten Jahresereignis geworden: Sie war ein  echter „Herausreißer aus dem Alltag“.

Bereits seit 23 Jahren wissen die Burgheimer, wo sie am Fasching hingehen müssen, trotzdem hat sich die humorvolle Gaudi, veranstaltet vom TSV, bis zum heutigen Tage keinesfalls totgelaufen. In gerade mal einer halben Stunde war der Vorverkauf über die Bühne gegangen, so daß auch die Wiederholungsveranstaltung am heutigen Montag-abend bereits restlos ausverkauft ist. Es war wieder eine ganze Menge los in Burgheim im vergangenen Jahr. Jedenfalls reichten die Geschehnisse zu stundenlangem „Derblecken“ aus, was allerdings für einen Außenstehenden, der nicht alle Internas kennt, den Nachteilt hat, daß er manches nicht so recht kapiert.

Tränen gelacht

Dennoch haben auch die von außerhalb gekommenen „Promis“ Tränen gelacht. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren blieben diese heuer jedoch von spitzen Pfeilen verschont – nicht aber Marktgemeindechef Manfred Ludwig oder gar Pfarrer Johannes Paul: Ob als rasanter Autofahrer oder als ein im Schlamm steckenbleibender Müllsünder-Verfolger, das Fell wurde ihnen kräftig über die Ohren gezogen. Und auch des Bürgermeisters Angetraute sowie der Aspirant auf dem Burgheimer Gemeindechefposten samt Gattin bekamen wie noch so manch andere Bürger ihr Fett ab. Da war von der in einem Supermarkt tätigen Miß Marple ebenso die Rede, wie von einem Burgheimer, der so hell ist wie eine Dunkelkammer.

Als Litfaßsäule

Da soll es doch auch einen eingefleischten semmelbackenden Junggesellen geben, der, anstatt in einem Eheinstitut, in einer Reiterschule vorgesprochen hat. (Mit Rücksicht auf das Jugendschutzgesetzt kann der hierbei geführte Dialog in diesem Bericht nicht wiedergegeben werden – Anmeldung der Redaktion.) In wahren Glanzrollen präsentierten sich bei der Narrensitzung wieder einmal Peter Popanda sowie Gerti Zeller. Anton Kugler und Margit Schmid wußten von gemeindlichen Geschehnissen zu berichten, und auch Monika Mayr und Silvia Würnsehr hatten dank ihrer himmlischen Cosmas- und Damianrollen die Lacher auf ihrer Seite. Roland Weigl wußte als „Litfaßsäule für die Zigarettenbranche“ zu werben, und Ulrike Hermann, Ingrid Eigen sowie Birgit und Sabine Faller taten sich als ariensingende Puppenspieler hervor. Ihr Part war sicherlich einer der schönsten und besten an diesem Abend überhaupt.

Köstliche Persiflage

Köstlich auch die Persiflage auf Bundesligatorwart Bernd Meier durch Jörg Schuster, der Peter Wiedemann als langjährigen Conférencier abgelöst hat. Kurzum, die Burgheimer Narrensitzung war alles andere als eine aufgewärmte Reprise. Hier durfte ganz einfach gelacht werden, aus voller Seele und so gänzlich ohne Hintergedanken. Bleibt nur zu hoffen, daß die für das kommenden Jahr angekündigte schöpferische Pause ein Flop bleibt. Dann wird wohl auch wieder die Kapelle BAP aus Holzheim aufspielen.

NR: 27.02.1995

 

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