Generalversammlung mit Neuwahlen – Hoffnung auf Kameradschaft und Idealismus
Burgheim. Zu Beginn der am Samstag im Vereinslokal „Lenz“ abgehaltenen sehr gut besuchten Generalversammlung des TSV gedachten die Anwesenden der im letzten Vereinsjahr verstorbenen Mitglieder Georg Biehler und Josef Halbich. Vorstand Höchsmann appellierte an die Anwesenden, in Anfragen und Debatten sich kurz zu fassen, sachlich zu bleiben und alles Persönliche in den Hintergrund zu stellen.
Nach Verlesen der letzten Niederschrift gab der Vorstand den mit Spannung erwarteten Rechenschaftsbericht. Die Mitgliederbewegung zeigte, daß der Verein seine zahlenmäßige Stärke erhalten habe. Kurz die vorletzte Generalversammlung streifend, bedauerte Vorstand, daß es trotz allen Versuchen damals nicht gelang, die Einigkeit herzustellen und diese für jeden Verein so wichtige Angelegenheit erst im Verlauf des Vereinsjahres, bereinigt werden konnte. Über die spielerische Stärke der ersten Mannschaft sei nicht viel zu berichten. Dies lasse der Tabellenstand erkennen. Es fehlt vor allem an Kameradschaft und Einsatz, ohne die eine Mannschaft nicht bestehen könne. In dieser Hinsicht stellte der Vorstand den Aktiven der ersten Mannschaft die Reserve gegenüber, die durch vorbildliche Kammeradschaft manch schönen Erfolg errungen habe. Falls keine neue Einteilung der A-Klasse, Gruppe Nord, komme, sei der Abstieg der ersten Mannschaft praktisch besiegelt, zu dem es trotz Spielerabwanderung, Erkrankungen und Verletzungen nicht hätte kommen brauchen. Die Fahrtkosten überstiegen 1000 DM. Die Einnahmen bleiben, bedingt durch verregnete Sonntage, unter den Erwartungen. Der Vorstand behandelte dann die Neuanschaffungen, Veranstaltungen und teilte mit, daß zu Ostern ein Pokalturnier geplant sei und zu Pfingsten der TSV Korntal bei Stuttgart hier ein Freundschaftsspiel austragen werde. Er beendete seine mit Beifall aufgenommen Ausführungen mit dem Dank an die Vorstandschaft und die Aktiven. Kassier Toni Lösch leitete seinen Bericht mit dem Sprichwort „Wie die Arbeit, so der Lohn“ ein. Nach seiner Auffassung trage die unbefriedigende Leistung der ersten Mannschaft die Hauptschuld an den geringen Einnahmen. Besonderen Dank zollte der Kassier den beiden Platzkassieren Höger und Waldemeier. Nachdem die Anwesenden feststellen konnten, daß es um die Finanzen nicht so schlecht sei, als man angenommen hatte, konnte der Vorstand die Entlastung nicht erteilen, da zwei als Kassenprüfer beauftragte Mitglieder ihr Amt nicht vornahmen. Nach einer langen, zum Teil erregten Debatte wurden dem Kassier auf Antrag von Otto Blei die Entlastung erteilt. Der Spartenleiter in seinem Bericht hervor, daß es die Mannschaft zum Teil an Einsatz fehlen ließ. Die Spiele der ersten Runde bezeichnete er als besonders schlecht. Der TSV habe durch Spielerabwanderungen seine ehemalige Stärke verloren. Sie zurückzugewinnen, sei das Anliegen des gesamten Vereins. Zum Schluß ermahnte er die Aktiven zu besserem kameradschaftlichen Zusammenhalt, womit es möglich sein müßte, in der B-Klasse eine gute Rolle zu Spielen. Die Berichte des Jugendleiters Grünwald und des Betreuers der zweiten Mannschaft, Bauer, waren ein „Lichtblick am dunklen Horizont“. Der Spielführer der ersten Mannschaft führte als Grund für die Mißrfolge mangelndes Training an. Auch dem Umstand, daß es selten gelang, die komplette Elf antreten zu lassen, sei manche Niederlage zuzuschreiben. Es bestehe jedoch kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Entschieden wies der den Vorwurf der Vorstandschaft zurück, daß die Mannschaft in Ichenhausen ihr schlechtestes Spiel geliefert habe. Otto Blei und Höchsmann wiesen darauf hin, daß die schwere Verletzung des Verteidigers Ablaßmeier voriges Jahr in Ichenhausen sich noch heuer auf sämtliche Spieler hemmende auswirkte.
Nach Bildung eines Wahlausschusses wurde, nachdem Vorstand Höchsmann und Schriftführer Hörmann eine Wiederwahl ablehnte, folgende Vorstandschaft gewählt. Erster Vorstand Gottfried Rößner, zweiter Vorstand Schneiderbanger, Kassier Toni Lösch, Spartenleiter Hans Grünwald, Jugendleiter Josef Grünwald, Platzkassier Höger, Waldemeier, Scheuermeier und Gehrich, Vereinsdiener Otto Käs, Ausschußmitglieder Otto Blei sein., Josef Schmid, Franz Naue, Georg Höger, Josef Waldemeier, Hans Wührl, Georg Berthold und Max Käs. Die Spielführer werden von den Mannschaften selbst gewählt. Der neugewählte Vorstand Gottfried Rößner dankte dem Wahlausschuß und sprach sich anerkennend über die Arbeiten der bisherigen Vorstandschaft aus. ER bat um Mitarbeit, damit der gute Ruf des TSV weiterhin erhalten bleibe. Auf seinen Antrag hin wurde Otto Blei sen. für seine langjährige erfolgreiche Tätigkeit einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Der Ehrenvorsitzende betonte, daß es nicht leicht sein, einen Verein zu führen, wenn die Fahrten so viel Geld kosten und auf der anderen Seite gespart werden soll. Mit Idealismus, Kameradschaft und Einsatz müsse versucht werden, wieder vorwärts zu kommen. Der bisherige Vorstand Otto Höchsmann dankte für die Anerkennnung. Er wünschte der neuen Vorstandschaft in ihrem Bemühen viel Glück und erklärte sich, sobald die Differenzen zwischen ihm und einem Vereinsmitglied bereinigt sind, zur Mitarbeit bereit, Toni Blei setzte sich für die Anschaffung einer neuen Vereinsfahne ein.
Erst in vorgerückter Stunde wurde die mit viel Spannung erwartete Versammlung, die aber im großen und ganzen ruhig verlief beendet.
Bericht zur Generalversammlung vom 02. April 1955